Ein Locher, ein ganz junger,
rief: Hunger! Großen Hunger.
Da sprach der Fahrschein: Lächerlich,
dann komm doch her und löcher mich!
Darauf der Locher: Fort mit dir!
Glaubst du, ich fresse Altpapier?
Wir aber konstatieren bloß:
Der Hunger war wohl doch nicht groß.
Der Mensch ist höher als das Tier.
Seine Sprache ist der Beweis dafür.
Hab keine Angst.
Ich helfe dir.
Sei wieder gut.
Wenn du nicht gleich...
Krepier, krepier!
Ich schlage zu!
Der Mensch als höchste Kreatur
besitzt die Sprache. Höret nur:
Ich liebe dich.
Der Krieg ist aus.
Die Tulpen blühn.
Du bist mein Feind.
Verbrennt das Haus.
Wir töten ihn.
Der Mensch kann Worte sagen – und
alle aus demselben Mund:
Dein Haar im Wind.
Der schöne Tag.
Das blaue Kleid.
Hör auf zu schrein.
Tu, was ich sag.
Die Beine breit!
Der Mensch gehört nicht zu den wilden
Tieren – er kann Worte bilden.
Ich schweige nicht.
Er sagt, was ist.
Euch fürcht ich nicht.
Jawohl, jawohl!
Ich bin dein Knecht.
Halleluja.
Seinsgleichen ist auf Erden nicht.
Der Mensch allein hat Geist. Er spricht.
Das Meer ist still.
Der Roggen steht.
Die Wolken ziehn.
Der Kolben stampft.
Kapazität.
Maschinengrün.
Am Anfang war das Wort – das heißt:
der Mensch kann denken – er hat Geist.
Ein Lied erklingt.
Noch einen Kuss.
Trink aus den Wein.
Im Gleichschritt marsch.
Der Gnadenschuss.
Du bist ein Schwein.
Der Mensch kann sprechen. Und das ist
das Menschliche, welches am Menschen ist
Von drunt vom Hafen komm ich her.
Ich muss euch sagen: Es war ziemlich schwer,
auf St. Pauli bei leichten Mädchen und Seebärn
den alten mit seinem Sack aufzustöbern.
Ich wankte laut singend durchs Schneegeriesel,
auf der Großen Freiheit fand ich ihn dann
in einer polizeilich verbotenen Piesel
und stinkbesoffen, den Weihnachtsmann.
Er hing an der Theke, soff Grog und sang stolz
(und lauschten andächtig die Gäste)
die Ballade: "O, Tannen- o, Tannenholz,
wie klebrig sind deine Äste!"
Sein traditioneller weißwallender Bart
geriet ihm des öftern ins Grogglas,
wobei er nach typischer Weihnachtsmannart
leicht schräge auf seinem Bock saß.
Das war eine Stimmung: so weihnachtlich.
Zwei Striptease-Engelchen setzten sich
dem Weihnachtsmann auf die Beine
(die hatten ganz schön einen sitzen
und da sah man die Lichtlein blitzen)
und schließlich weinte die eine:
"Du lieber guter Weihnachtsmann,
jetzt fang mit der Bescherung an."
Und da verhaute der Gute
die Weiber mit seiner Rute.
Und dann sangen wir alle im Männerchor
das Lied vom Offenen Himmelstor
und der Weihnachtsmann rief: "Hosianna, Hepp, hepp!"
und versuchte samt Sack einen Solo-Step,
wobei er geschickt auf den Tischen sich tollte
und plötzlich dumpf dröhnend zu Boden rollte.
Da ertönte ringsum der fromme Appell:
"Hebe die Beine und spute dich schnell!"
Es klangen die Glocken.
es fielen die Flocken,
es qualmten die Socken,
es eilten die Stunden, acht Glasen, veer Klocken.
Ahoi, holder Knabe in goldenen Locken,
kein Auge blieb trocken
und den Weihnachtsmann sah man nur groggen und goggen.
Der Wirt war am Bierhahn längst eingeschlafen.
Es tuteten weihnachtlich milde vom Hafen
die Werft- und die Schiffssirenen.
Aber noch immer gab einer der Engel
nicht Ruh mit dem christlichen Liebesgequengel
und flocht, um den Weihnachtsmann zu verwöhnen,
Bierdeckel in seinen Bart und Brezelgeschmeide
und sprach. "Ich verkündige dir große Freude..."
Der Weihnachtsmann ergriff seinen Sack:
"Du Naseweise, du Schelmenpack,
du Aufgebundene bis untenhin
du glaubst wohl nicht, dass ich der Weihnachtsmann bin?"
Und fing an zu weinen. Von einer Marie,
die eigentlich eine Jungfrau hold.
Auf dem Heiligengeistfeld, da habe sie
ihn überredet zu was er von selbst nie gewollt.
Aber Weihnachten dürfe ihn keine verführen.
Und begab sich hinaus auf die Reeperbahn
(den Sack auf dem Rücken, auf allen vieren,
vermied er es klug, die Balance zu verlieren)
wobei er entsetzlich zu grölen begann:
"Die Menschen, die haben keine Frömmigkeit nicht!"
Und entschwankte zur Fähre
zur ersten Schicht.
Manchmal denk ich mit Entsetzen,
komm ich in den Himmel rein,
flöten da, mich zu ergötzen,
Engelein auf den Schalmein.
Lieber Gott, tu dies vermeiden,
da ich solches nicht aushalte.
Viel, viel lieber möcht ich leiden,
weißt doch: aus Cluny die Alte.
Die am Saint Michel vor Leuten
Schubertfranzl wüst verhunzt,
säbelnd sägend auf den Saiten,
wutzerfressen, blass vor Kunst.
Lässt sie ihre Fiedel schweigen,
starrt sie bös ins Publikum.
Und ihr Alter geht fürs Geigen
grinsend mit der Mütze rum.
Leider war ich nicht bei Kasse
und auch geizig obendrein.
Aber lieber Gott, komm, lasse
dieses Weib in´ Himmel rein.
Schubertfranzl, ich und du,
sitzen da. Sie geigt uns was.
Kaffeetrinkend hörn wir zu.
Selig - wie am Montparnasse.
Parkplätze sind ja heute so knapp.
Auch Immelmann kriegt meistens
keinen mehr ab.
(Immelmann: Mit Takt und Schwung
die richtig schöne Beerdigung.
Oder: Im Sarg von Immelmann
kommst du bequem im Himmel an.)
Parkt also seinen Beerdigungswagen
außer an Sonn und Feiertagen
Dr. Sauter zum Verdruss
direkt vor dem Laden "Dienst am Fuß".
Und Dr. Sauter argumentiert,
dass er die fußkranken Kunden verliert,
weil dieser Leichen-, dieser Sargtransport
vorm Laden, da müßten die Leute sofort
automatisch drauß schließen:
dasalso wäre der Dienst an den Füßen.
Immelmann aber sagt: Töricht von Ihnen,
Herr Dr., dem menschlichen Fuße zu dienen.
Ich diene dem Menschen! Und keinem von diesen
schmerzt es, soweit mir bekannt, an den Füßen.
Einst liebte ich eine Lehrerin,
eine stürmische Natur.
Sie gab mir als ich gegangen bin
eine ziemlich schlechte Zensur.
Einst liebte ich eine Gärtnerin,
wie haben wir uns genossen!
Die hat mich als ich gegangen bin
mit Eimern von Tränen begossen.
Einst liebte ich eine Hausfrau, die
war treu allein ihrem Manne.
Sie sprach: Tut mit leid, aber warten Sie...
Und schlug mir ein Ei in die Pfanne.
Einst liebte ich eine Fliegerin:
Wie waren wir uns gewogen.
Kann nicht sagen, dass ich gegangen bin:
Ich bin hinausgeflogen.
Einst liebte ich eine Bäuerin,
wir schwebten über den Wolken.
Die hat mich als ich gegangen bin
und noch lange danach gemolken.
Doch dann, dann kam eine Schauspielerin,
und mein Leben, es nahm eine Wende,
so dass ich bis heut nicht gegangen bin:
Das Drama nimmt einfach kein Ende!
Er hatte schon als junger
Knabe den geistigen Hunger, dass er vor jeder Häuserwand,
an der was Drangeschriebenes stand,
den tiefen Drang verspürte,
dass er es buchstabierte.
Im zarten Alte von knapp vier
las er das Schild schon an der Tür:
Hausieren und Betteln,
Ankleben von Zetteln,
das Spielen der Kinder,
das Sinen im Wuinter
das laute Lachen und andere Zoten
im Treppenhause verboten.
Ach, eines Tage mach ich den Versuch,
sprach er zu sich, und les ein ganzes Buch.
Auch später, mertwas älter,
als Mensch und Angestellter,
war immer noch in seiner Brust
die ungestillte Leselust.
Er las, weil es ihn juckte,
sogar das Kleingeduckte.
Er las und las – und nicht allein
Bausparvertrag und Führerschein.
Auch Seifenreklamen,
Politikernamen,
Plakate, Plakate
und Strafmandate
und Kündigungen und Steuerbescheide
und Fragebogen mit großer Freude.
Und eines Tages hab ich Zeit genug,
sprach er zu sich – und les ein ganzes Buch.
Ja, kurz vor seinem Ende,
er hatte tausend Bände
zu stehn in seinem Bücherschrank –
und immer dieser Lesedrang.
Er las die Bücherrücken,
Waschzettel und Kritiken.
Und dann sprach er: Jetzt fang ich an.
Nur schnell noch das Fernsehprogramm,
die Gebrauchsanleitung
und die Abendzeitung
mit den Kino-Anzeigen...
Und ach, und ach, ihm ward so eigen...
Griff noch zum Bord – und starb bei dem Versuch
und schied in Frieden – mit dem Kopf im Buch.
Als Junge hab ich mir geschworen:
Ich werde nie erwachsen, nie!
Man darf nicht mehr in der Nase bohren,
Man muss sich mit Hausmeistern oder Doktoren
unterhalten als wär man genauso wie sie.
Erwachsene werden zu Aufsichtsräten,
zu Vereinsvorsitzenden! Himmel, nein!
Sie müssen Toiletten-Artikel vertreten
und fordern, den Rasen nicht mehr zu betreten.
Ich möchte lieber tot als erwachsen sein.
Erwachsene werden zu Kontrolleuren
„Kontrolle! Zeigen Sie den Fahrschein her!“
Als wenn sie nie selbst schwarz gefahren wären.
Wie kann man sich selbst nur so tief entehren!
Ich werd nicht erwachsen. Bitte nein, bitte sehr!
Als Junge hab ich’s mir geschworen:
Ich will nicht erwachsen werden wie die!
Jetzt hatt ich zu tun mit Professoren
und ernsthaften Leuten bis über die Ohren.
Und jetzt weiß ich´s: Erwachsen werde ich nie!
Ich will es nicht wissen, doch es fängt wieder an:
Dieses Kribbeln vom Bauch bis zum Zeh.
So harmlos und leicht wie es immer begann.
Doch bestimmt tut es bald wieder weh.
Mein Widerstand gegen den Virus erlischt;
Ich glaube, es hat mich schon wieder erwischt.
Ich wehr mich dagegen, ergebe mich nicht.
Ich lasse das einfach nicht zu.
Nenn mir ein Wort, dass den Zauber zerbricht.
Wehe mir, wenn ich es doch wieder tu.
Die Schlange, sie kriecht schon heran und zischt.
Ich glaube, es hat mich schon wieder erwischt.
Ich weißdoch genau: Ich brauche das nicht.
Doch es ist schon so stark und wäre so schön.
Wie verheißungsvoll es mit mir spricht.
Was ist denn dabei? Ich werd’s überstehn.
Ich hab schon so oft nach dem Glück gefischt.
Ich glaube, es hat mich schon wieder erwisch!
Was frag ich denn noch? Ich hab keine Zeit.
Wenn ich jetzt stark bin, nachher tuts mir leid.
Und es wär doch so himmlisch so schön.
Jeden Augenblick kann es vergehn!
Entschuldigung, ehe die Flamme erlischt:
Verdammt: es hat mich schon wieder erwischt!
Die merkwürdige Alte im Magazin,
die die Pinsel und Putzlappen verwaltet,
ist eine von jenen stämmigen Fraun,
an denen üppig und kühn
sich meine Phantasie entfaltet.
Mit ihren furchterregenden Augenbraun,
ihrem schrecklich dröhnenden Kellerbass
und den Kronleuchtern an den gewaltigen Ohren,
denk´ ich mir dieses fleischerne Fass
als griechische Göttin, Mitglied der Horen,
wie sie auf einem Staubsauger reitet
und donnernd über die Welten braust,
wobei sie mit ihrer behaarten Faust
die irdischen Geschicke leitet,
hier mal einschreitet und da mal einschreitet
und im ganzen gerecht aber grausam haust.
Und wenn mir dies Walross entgegenstampft
auf dem Flur wie ein tosendes Wetter,
dann verneig´ ich mich tief und begrüße es sanft,
denn ich ehre und fürchte die Götter.
Schlimme Beine hat sie, Oma Reimer.
Aber ihre Fenster sind blitzblank.
Freitags steigt sie immer mit dem Eimer
und dem Fensterleder auf die Fensterbank.
Ah, das Ischias! Es gibt nichts Schlimmres.
Doch dann tritt sie, weil die Pflicht sie ruft,
raus ins Freie, auf den Vorsprung des Gesimses
unter ihr drei Stockwerk nichts als Luft.
Halt! He! Halt! - Da sieht sie in der Tiefe;
So ein Bengel, muss der doch bei Rot...
Fehlt nicht viel, dass er ins Auto liefe!
Oma Reimer mit dem Eimer droht!
Und das Asthma. Hört ihr Oma schnaufen?
Hört ihr nicht, dass Oma nicht mehr kann?
Gute Hausfraun putzen auch von außen.
Aber außen kommt man so schlecht an.
Ach, das weiß sie jetzt schon, Oma Reimer,
dass im Himmel auch kein Aas die Fenster putzt.
Und vor Gottes Thron tritt sie nicht ohne Eimer
und den Lappen, den sie dreißig Jahr benutzt.
So. Das reicht. Schon schwingt sie sich mit einer
Rolle rückwärts von der Fensterbank.
Schlimme Beine hat sie, Oma Reiner.
Aber ihre Fenster sind blitzblank
Sehr geehrter Kesselkogel,
habe ich nicht einen Vogel,
dass ich hier am Schreibtisch sitze,
Akten türme, die nichts nütze,
Stunden zähl´ und Bleistift spitze?
Hoher Herr vom Rosengarten,
ach, wie lang muss ich noch warten
ehe ich dich wiedersehe
und, indem ich auf dir stehe,
glücklich in die Gegend spähe?
Steiler Fels, du kennst die Welt nicht!
Warum bin ich denn ein Held nicht,
der die Akten feuertötet,
seinen Feinden eins verlötet,
ins Gebirge flieht und betet?
Habe ich nicht einen Vogel,
heißgeliebter Kesselkogel?
Es ist schon wieder was Neues passiert.
Da hat sich die pfälzische Eisen und Stahl
mit dem südgelsenkirchener Farbkapital
auf Tauschaktien fusioniert.
"Obwohl die Geschäfte hervorragend liefen",
heißt es in der offiziellen Begründung,
"konnte die kapitalmäßige Bindung
die Freundschaft der Firmen vertiefen."
Das finde ich so schön! Dass sich in diesen schiefen
Zeitläuften immer wieder mal
durch Liebe oder Kapital
Freundschaften vertiefen.
Du lieber Mai, ich dichte dir
hier heimlich auf Geschäftspapier
ein paar verliebte Zeilen.
Durchs Fenster sehe ich - obwohl
ich nicht durchs Fenster sehen soll -
die Wolken ziehn beziehungsweise eilen.
Du wütest draußen ganz schön rum,
du bläst auch Bäume und Autos um;
ich habe selbst gelesen,
weit über dem jährlichen Durchschnitt sei
in diesem ( in dir, mein lieber ) Mai
die Sachschadenziffer gewesen.
Blas zu, mein Freund, reiß Häuser ein,
nimm Rentner und alte Mütterlein
und puste sie über die Dächer.
Entzücken, ach, füllt meine Brust!
Mach, lieber Mai, nach Herzenslust
viel Fetzen und Scherben und Löcher
Es scheint die liebe Sonne noch
und wenn schon hinter Wolken.
Die Ziege meckert laut, jedoch
danach wird sie gemolken.
Es blühn an mancher Wiese Rand
noch viele Margareten.
Die kann der größte Elefant
bis morgen nicht zertreten.
Es wächst noch hier und da ein Zahn
in einem Rosenmunde.
Und manchmal fährt die Straßenbahn
sogar zur Geisterstunde.
Ich weiß, wie schlecht die Menschen sind.
Das ändert nicht so bald sich.
Die Tränen, die du weinst, mein Kind,
sind schön - und nicht nur salzig!
In der listigen Absicht, dich aufzuhetzen
gegen dich selbst, empfehle ich dir:
Musst dich mal auf die Fussmatte setzen
vor deiner eigenen Wohnungstür.
Nachts nach Haus kommen, aber nicht reingehn.
Zuerst erlischt dann das Treppenhauslicht.
Im Dunkeln sitzend, wirst du plötzlich einsehn –
oder vielleicht auch nicht.
Ich habe auf die Art mal eingesehen,
dass ich ein dummes Schwein bin.
Ich meine: das könntest du doch auch einsehen,
so ganz prinzipiell und gemeinhin.
Man fühlt sich so aufregend lächerlich,
so entrechtet auf seiner Fußmatte.
Und je länger man sitzen bleibt, fragt man sich,
ob man überhaupt eine Wohnung hatte?
Man zweifelt entschieden an seinem Recht,
im Kegelclub-Vorstand Beisitzer zu sein,
man fühlt sich als Fußmattendreck, ganz schlecht!
Ohne Anspruch auf Urlaub und Führerschein.
Das Treppenhaus knackt. Hinter jeder Tür
sind Geräusche. Das lebt halt so weiter.
Und ahnt nichts und merkt nichts. Und du, du sitzt hier:
auf der Fußmatte! Du! Als Abteilungsleiter!!
Seid mir gegrüßet da unten, Ihr Kleinkriminellen,
Ihr Supermarktdiebe und Blaumacher, seid mir gegrüßt.
Du, der´s schon zweimal geschafft hat, die Zeche zu prellen.
und du, die schon dreimal schwarz mit der S-Bahn gefahren ist.
Ihr Geschäftsessen-Urkundenfälscher da unten, die Steuer
bescheißt ihr doch höchstens um zweihundert Euro im Jahr.
Ihr habt mal Tomaten geklaut auf dem Markt und Bananen und Eier.
Und e r hier kriegt Stütze und arbeitet schwarz auf dem Bau, das ist wahr!
Na und? Wie sagt schon der große Bert Brecht zu euch allen?
Ihr Huren und Ganoven, ihr möget euch noch so schinden:
Was ist schon das Verbrechen, eine Bank zu überfallen
gegen das Verbrechen, eine Bank zu gründen.
Habgierig seid ihr zwar, Leute, und bei der Betrachtung
von Geldscheinen habt ihr natürlich ein unheimlich geiles Gefühl.
Doch leider: es fehlt euch die tiefere Menschenverachtung
ihr seid viel zu brav für das große Verbrechen, im ganz großen Stil..
Ihr träumt zwar davon und möchtet so gern euch erheben
zu den großen Ganoven und kaltblütig gehen über Leichen
damit sie wie andern Verbrechern das Bundesverdienstkreuz euch geben,
nein, ihr bleibt kleine Gauner und werdet den Vorstandvorsitzenden niemals erreichen:
Du, Spitzbube, magst dich kaum unter die Menschheit mehr trauen?
Du bist mit der Kasse deiner Firma weggelaufen?
Ach, was ist schon das Verbrechen, die Firmenkasse zu klauen,
gegen das Verbrechen, den ganzen Konzern zu verkaufen!
Monika, du süße Biene,
heute habe ich gesehn
eine Gleisentkrautungsmaschine.
Sag, ist das nicht wunderschön?
ne Maschine, wie sympathisch,
deren Lebens-Inhalt lautet,
dass sie sauber automatisch
maschinell das Gleis entkrautet.
Schlangen schlüpfen aus der Pelle
Wundersame Selbstenthautung.
Und dann gibt es noch die schnelle
maschinelle Gleisentkrautung.
Ach, Natur, du große, kühne.
Feuer schufest du und Eis.
Und zum Schluss eine Maschine
welche krautet (ent) das Gleis,
die das Gleis, das Gleis entkrautet,
die entkrautet, ja, das Gleis....
weshalb auch ihr Name lautet....
Ja, jetzt ist genug. Ich weiß...
Fragt mich meine eigne Frau doch tatsächlich neulich
(meistens ist sie ja sehr lieb aber manchmal auch abscheulich)
fragt mich also einfach so als wäre nichts dabei
wann ich denn zuletzt mal im Bordell gewesen sei.
Ich kaute dabei grad an meinem Frühstückskäsebrot
und verschluckte mich, und der Erstickungstod mir droht
Ich sage: Bist du jetzt verrückt eventuell?
Ich war noch nie im Bordell.
Wieso, fragt sie, das ist doch heute so bequem
und nichts dabei; so ähnlich wie zum Zahnarzt zu gehn.
Die Damen da sind raffiniert, wie du es nie gekannt
und hinterher fühlst du dich wie im Himmel so entspannt.
Was ist denn los? sag ich, Liebst du mich denn nicht mehr?
Du gehst in Puff, sagt sie, ich geh solange zum Friseur.
Ich sage: Bist du jetzt verrückt eventuell?
Ich war noch nie im Bordell!
Die Frauen im Bordell, sind heute Sexarbeiterinnen
die machen gerne glücklich dich von außen und von innen
Die üben nur ihr Handwerk aus, sie hobeln und sie dübeln
sie löten und sie nageln dich, sie drücken dich und bügeln
sie stöhnen und verwöhnen dich nach kleinem Stundenlohn
sie machen auch mal Striptease aber alles mit Kondom.
Ich sage Halt: merk dir prinzipiell:
Ich war noch nie Bordell!
Sie sagt: Was deine Frau nicht macht, das machen diese Damen
Doreen und Leila, Monika, Veronika mit Namen.
Und wenn der Freier sie dann etwa nicht bezahlen möcht.
dann haben sie, ihn zu verklagen, neuerdings jetzt auch das Recht.
Halt! rufe ich. Ich bitte dich doch sehr.
Im Puff bezahlt man immer schon vorher, nicht hinterher....
ÄH äH
na ja – ein einziges Mal vielleicht....
Welch Erlebnis. Einen Topf zu bauen.
Meine Frau macht einen Topf aus Ton.
Etwas wird. Aufregend, zuzuschauen.
Was nie war: auf einmal ist es schon.
Wird schnell hier und da noch korrigiert.
Steht, ist rund, hat Henkel und gefällt.
Seine Töpferin, noch selber staunend, spürt:
Sie war nicht umsonst auf dieser Welt!
Wohin ich fahre, bist auch du.
Mein Zug fährt neun Uhr dreißig.
Muss ich auch weiter immerzu,
mein Herz hat Ruh, mein Herz hat Ruh:
dass du mich liebst, das weiß ich,
Ein Mädchen habe ich erblickt
Vom Zug aus auf der Heide.
Dem warf ich Küsse zu entzückt.
Ich bin verrückt, ich bin verrückt,
ich bin verrückt vor Freude.
Der Mond der guckt so säuerlich,
so bleich und krank wie immer.
O, meine Freundin, hörst du mich?
Ich liebe dich! Ich liebe dich!
Und das wird immer schlimmer!