Der Maulwurf muss weg

Herr Kremer sah zum Fenster raus

aus seinem eignen Eigenhaus.

Und wohlgefällig ruht sein Blick

auf seines Rasens Musterstück.

So frisch gemäht, so ordentlich,

so grün, ach, man beschreibt es nicht!

Da Plötzlich! Nein, das darf nicht sein!

" He Klara!" Klara stürzt herein.

" Nun sieht doch mal, o Gott, o Schreck!"

Der Maulwurf, der muss weg!

 

Herr Kremer auf den Rasen lief

zum Maulwurfshügel. Und er rief:

" Du Kreatur! Du frecher Hund!

Du Wühler in dem Untergrund!

Du wagst es , diesen Rasen hier,

das Meisterwerk, die Gartenzier

zu schänden! Hiermit sag ich dir

zum letzten Mal: Verschwinde hier!

Komm raus, komm raus aus dem Versteck

Der Maulwurf, der muss weg!

 

Die ganze Nacht Herr Kremer stand

mit seinem Spaten in der Hand.

Wo sich was rührt im Mondschein,

da rief er " Ha!" und stieß hinein.

" Verflucht! Wer meine Ordnung stört,

ist diese heile Welt nicht wert!"

Doch morgens - weh! Was ist geschehn?

Zwei neue Hügel muss er sehn!

"Mein Heiligtum! Mein Lebenszweck!"

Der Maulwurf, der muss weg!

 

Herr Kremer schwor und lief herum:

" Ich bring dich um! Ich bring dich um!"

Ließ Wasser aus dem Gartenschlauch

ins Erdreich ein, kroch auf dem Bauch.

Pumpt Auspuffgase in den Bau.

Im Töten ist Herr Kremer schlau.

Doch da! Im Morgensonnenschein:

Drei neue Hügel! " Nein! Nein! Nein!

Du Teufel, du! Verreck! Verreck!"

Der Maulwurf, der muss weg!

 

" Das einer Recht und Sauberkeit

frech zu missachten sich nicht scheut!"

Herr Kremer rief: " Ich kriege ihn !"

Goss auf den Rasen das Benzin.

Die Flammen schlugen hoch hinauf.

Sogar bis zu dem Dachstuhl rauf.

Das ganze Haus ist abgebrannt.

Herr Kremer in der Asche stand,

er tanzte wie ein Ziegenböck:

Der Maulwurf, der ist weg!

Der Maulwurf, der ist weg!!


Schmetterlingsdings

Also ich stehe

vor dem Laden " Zierfische Zoo ",

wo ich einen Schmetterling sehe.

Innen. An der Scheibe. Ich denke noch: Oh!,

dass die auch Schmetterlinge führen.

Aber da fällt mir ein: Der wird wohl zu Fischen und

Papagein

und Meerschweinchen und Nagetieren

durch eigenen Irrtum geraten sein

und ist wahrscheinlich gar nicht zu verkaufen.

 

Ob er das aber weiß ?

Und ob die anderen Tiere es ihm glauben?

Denn hier hat schließlich jedes seinen Preis

und selber Grund genug, wegzulaufen.

 

Denn als was man sich fühlt,

war schon immer ganz uninteressant.

Welchen Preis dein Verkäufer für dich erzielt,

beschreibt deinen Freiheitszustand.

 

Das finde ich aber sehr schön von mir,

dass ich über so ein kleines Tier

so große Gedanken verschütte.

Am liebsten ginge ich jetzt durch die Zooladentür

und sagte: " Einen Schmetterling, bitte."



Amsel fliegt irgendwohin

Es hat eine Amsel gebadet.

In einer Pfütze. Beim Notausgang.

Hat niemandem genützt. Hat niemandem geschadet.

Ungefähr dreieinhalb Minuten lang.

 

Muss man aber im Zusammenhang sehen.

In Zeiten hochdramatischer 

Währungsverhandlungen ist dies geschehen.

So, als wenn gar nichts geschehen wär.

 

Piept. Hebt den Kopf. Macht den Schnabel lang.

Schüttelt sich. Alles ohne tieferen Sinn.

Hat ausgebadet am Notausgang.

Schlussbild: Amsel fliegt irgendwohin.


Das Kaninchen Archimedes

Das Kaninchen Archimedes

war so frech und asozial und jedes

Taktes bar, dass es auf Gräbern saß

und die Blätter frischer Tulpen fraß.

 

Schon sehr früh kam es dahinter,

dass der Friedhof selbst im Winter

üppiger als manche Frühlingswiese

Blümchen bietet und Gemüse.

 

Neben " Unser Julius "

und " Dein Sohn als letzter Gruß "

saß und fraß es zwischen Schleifen,

ohne etwas zu begreifen.

 

Und so wurde Archimedes 

trotz des mahnenden Geredes

älterer Kaninchenböcke

stärkster Bock in seiner Hecke.

 

Daraus folgt?  Nichts. Doch es soll gern,

wer das braucht, sich was draus folgern.


Was die Katze predigt

Selig sind die Sanftmütigen,

versuchte die Katze die Maus zu begütigen,

wobei sie sie nur ein bisschen biss.

Und überhaupt: Das Ärgernis

auf dieser Welt ist das Laute und Grobe.

Gestattest du? Erst mal ein Ohr - zur Probe.

Das was? Das Totbeissen nicht vergessen?

Entschuldige, ich kann halt nicht schneller fressen.

Übrigens: Danke. Für heut wirst du reichen.

Liebet die Hunde wie euresgleichen!


Was der Spatz schimpft

Ich heiße Willi. Bin Arbeiterkind.

Nachtigallen gehören alle geschlachtet.

Wer da singt, wenn andere hungrig sind,

macht sich schuldig, dass er das Handwerk verachtet.

Man soll uns nicht mit hohler Kunst betröpfeln!

Sondern was uns am meisten missfällt,

ist der elende Mangel an Pferdeäpfeln

auf dieser Welt!


Schwein zum Menschen

Natürlich bin ich degeneriert.

Sie vielleicht nicht?

Ich Schwein bin kaum noch peinlich berührt,

wenn man abfällig über mich spricht.

Wissen Sie, alle diese Menschereien.....

Aber lassen wir die billigen Wortspiele seien.

Gern will ich als Schwein

Sündenbock für menschlichen Kehricht sein.

( Da habe ich meine eigene Ansicht darüber.)

Jedenfalls ist mir das lieber,

als ausgerechnet Ihnen,

Sie Mensch!,

als Glückssymbol zu dienen.



Gustav

In die Schweiz ist sie gefahren

und ich darf solange

Gustav bei mir aufbewahren.

Bin vor Glück ganz bange.

 

Gustav ist ihr Meeresschweinchen.

Und ich liebe sie.

Süße Schnauze. Kurze Beinchen.

Gustav, mein ich. Ach, und wie!

 

Gustav, du kriegst Sekt zu saufen,

süßes Schweinetier.

Darfst auf Tisch und Teppich laufen.

Oder was du willst. Auch Bier!

 

Will umhegen dich, als wärest

du sie - und sie mein.

Gustav, schönstes Schwein des Meeres,

edelstes und größtes Schwein.

 

Kommt sie heim und holt ihr Kleinchen,

sagt ihr Gustav dann:

" Gut hat man´s bei dem als Schweinchen."

Und dass sie es auch so haben kann!


Fischgeheimnis

Fische, sagen die Leute, sind stumm.

Fragt sich, warum.

Weil sie nicht sprechen, nicht rufen, nicht schrein?

Könnte doch sein,

sie verweilen nur desinteressiert hier am Orte

und sparen sich die Worte.


Ich möchte gern ein Igel sein

Ich möchte gern ein Igel sein.

Dann hieße es von mir:

Er ist ein widerborstiges,

ein stacheliges Tier.

 

Er richtet seine Pfeile auf, 

lässt sich auf gar nichts ein.

Und wer ihn etwas fressen will,

reißt sich ´nen Stachel ein.

 

Ein radikaler Pazifist,

ein sonderbarer Mann:

so spitz und scharf er stechen mag:

greift nie als Erster an.

 

Die jungen Hunde kläfften dann

beständig um mich her:

" Kein Fortschritt wäre auf der Welt,

wenn jeder wär wie der!

 

Er geht nach seinen Mäusen nur,

er kämpft nicht, er ist faul!

Wau !Wau! " Zerrissen sich an mir

das progressive Maul.

 

Notabene

Wenn alle Tiere Igel wärn

und nur die Hunde Mäuse -

schön stachelig wärs auf der Welt

und rücksichtsvoll und leise.


Katze und Maus

Oft möchte man über sich selbst hinaus

seine Ohnmacht und Angst vergessen.

" Ha!" rief die Maus,

" ich könnt ´ne Katze fressen!"

 

" Es zeigen die wehrlosen Opfer oft Mut

von achtungsgebietendem Ausmaß.

Eine mutige Maus schmeckt doppelt so gut ",

sprach die Katze, wobei sie sie auffraß.


Das Lied vom höheren Wesen

" Sie schlagen doch auch mal ´ne Mücke tot

und denken sich überhaupt nichts dabei.

Nur bei Tierversuchen sehen alle gleich rot

und dann gibt es ein großes Geschrei.

Das Thema ist doch rein emotional

viel zu aufgeheizt, alles nur Hysterie.

Das Tier und seine sogenannte Qual.

Und der Nutzen für den Menschen?

Daran denken Sie nie!

Die Forschung muss ihre Aufgabe lösen!",

sagt Dr. Bernd Graumann vom Institut.

" Wir verstehen das Mitleid der Leute ja gut.

Aber wir sind doch alles Erwachsene hier.

So ein Tier ist doch weiter nichts als ein Tier!

Und der Mensch - ist ein Mensch.

Und als solcher ein höheres Wesen!

 

" Delfine zum Beispiel setzt man auch viel

wie Torpedos ein. Man verwendet sie gern.

Geräuschlos schwimmen sie unter das Ziel.

Ihre Bombe? Ja, die zünden wir fern.

Delfin Kamikaze wird oft trainiert.

Wir prüfen den Radar-Ausfall dabei.

Und ob die Fernzündung funktioniert.

Die Delfine? Ja, die züchten wir neu.

Kluge Tiere, die können ja beinahe lesen.

Sie sterben für Freiheit und Sicherheit.

Delfin tut Ihnen doch auch in der 

Pfanne nicht leid.

Meine Herren, um was geht es denn 

schließlich hier!

So ein Tier ist doch weiter nicht als ein Tier.

Und der Mensch - ist ein Mensch.

Und als solcher ein höheres Wesen!

 

Ihr hörtet des Heiligen Vaters Wort:

" Siehe , eine Seele hat auch das Tier."

Also steigt auch das Tier auf

zum Himmlischen Ort.

Und wir - wir begegnen ihm hier.

O Mann, das dürfte nicht angenehm sein

auf himmlischen Wolken und Matten.

Es werden die Hühner uns nichts verzeihen.

Und die Meerschweinchen nicht und die Ratten.

Ihr letzten Röcheln war für sie ein Erlösen.

Ihr habt Kreaturen mit Seelen gequält.

Oder ob ihre Seele wieder weniger zählt?

Wollt ihr am Ende behaupten auch hier:

So ein Tier ist doch weiter nichts als ein Tier

und der Mensch - ist ein Mensch

und als solcher ein höheres Wesen?

 

 


Der Sperling in der Hand

Ein Sperling in der Hand,

dem das Herz fast stille stand

vor Schreck, enthielt sich dennoch nicht, zu schwatzen

irgenwas wie " Aberglaube"

und " viel besser eine Taube 

in der Hand als einen Spatzen ".


Schwein und Meerschwein

Ein Schwein von rund

sechshundert Pfund

begegnete einmal

in einem verräucherten Schweinelokal,

wo die Bierchen flossen und Weinchen

einem Meerschweinchen.

 

Ich heiße Schwein, sagte das Schwein.

Und wie heißt du, Freundchen?

 

Ich heiße Meerschweinchen.

 

Hoho, das kann wohl nicht sein,

grunzte das Schwein.

Du kannst doch nicht mehr Schweinchen heißen

als ich. Und das kann ich beweisen.

Denn ich wiege rund

sechshundert Pfund.

Und du bist so winzig und klein

und viel weniger Schwein.

 

Nein Meerschein, sagte das Meerschwein.

Und dann hörte man sie hin- und hirschrein.

Schwein! Meerschwein! Viel mehr, mehr Schwein!

 

Und das Schwein

schnappte ein.

Und ist wutentbrannt

aus der Kneipe gerannt.

 

Aber das Meerschweinchen

trank noch einige Weinchen

und lallte dann: Irgendwas kann da nicht stimmen:

Meerschweinchen bin ich - und kann gar nicht schwimmen.

 


Idyll im Schlachthof

Ein sympathisches Gesicht.

Frohe Äugeln, freundlich, nett.

Blondgelocktes Schwergewicht

aß behaglich sein Kotelett

trank dazu zwei, drei, vier Helle:

Der Schlachtergeselle.

 

Antlitz voller Geist und Witz.

Urgemütlich, unrasiert.

Blinzelt schnüffeln durch den Schlitz,

der die Bretterwand halbiert.

Starker Nacken, krummes Bein:

Max, das Schwein.

 

Nein! Es Edet nicht mit Blut.

Denn es war ein Sonderfall.

Der Geselle, freundlich gut,

gab dem Max im Schweinestall

einen freundschaftlichen Max:

" Lieber Max!"